PR-FUZZIS BASTELN BOMBE

Von Chris DeMantle
New York, USA

Fortsetzung von Seite 21:

ShamPain wissen, was sie tun. Wie man es tut, das wissen die Macher hinter der Band - 5th Dimension Enterprises Ltd mit freundlicher Unterstützung von keinem Geringerem als der Werbe-Agentur Anything Goes! Zu befürchten bleibt da nur noch, dass der so säuberlich choreographierte Medienrummel zum Eigentor werden könnte, bei den so perfekt gestellten Weichen.
 
Die Grundbausteine der genannten Giganten kennen Terry, Cat 23, Niet und Klecker (vocals, guitars, bass, drums) in- und auswendig, wie erste Hörproben zeigen. Nun haben sie binnen kürzester Zeit mit drei CD's ihr Fundament errichtet, und das sieht ordentlich aus. Es passt in die Baulücke, in die Lücke, welche die bereits genannten Giganten hinterlassen haben. Das Publikum ganz klar im Visier, hat man sich beim Ausarbeiten der Architektur von altgedienten Profis unterstützen lassen: Vom Producer (Mike Striegel) des jüngsten Longplayers ("280 SL") über die Macher des Videos, Anything Goes PR (Kampagnen für Tabak-, Fastfood- und Automobilindustrie) bis hin zu den Überraschungs-Chats der Bandmitglieder (in der Newsgroup alt.music.shampain): hier arbeiten Leute, die für Newcomer normalerweise unbezahlbar sind, die für Nachwuchs-Acts vor allem keine Zeit haben: Die Jahre, die man am Roulettetisch der kommenden Hits verbringt, die langen Nächte in Kellern und Clubs haben diese Leute hinter sich. "Dass einem dabei Talente durch die Lappen gehen können, ist auf jeden Fall bedauerlich", gibt ein Branchenkenner zu, der nicht genannt werden möchte. "Doch wenn eine Band wirklich was hermacht, wenn sie so ist wie... Nirvana oder Ultravox oder Guns N'Roses, dann kriegen das nicht nur Millionen Kids mit, sondern vorher schon die Leute, die sich darum kümmern, dass Millionen Tonträger in die richtigen Geschäfte ausgeliefert werden."
 
Die Weichen sind gestellt, die Frage ist: wohin geht die Reise? Eine PR-Kampagne wie für Coca-Cola (virales Marketing, Themenmusik für TV-Shows, Soundtracks usw.) für eine Band, die keiner kennt, deren CD's bislang nur über Import erhältlich sind?
 
Plattenfirma und Management sind zuversichtlich: "Wir sind davon überzeugt, dass es Kids gibt, die auf genau so eine Band gewartet haben. Wir wissen, dass es diese Voraussetzungen noch nie gegeben hat: In den USA ist ShamPain zwar ein unbeschriebenes Blatt, in fast jedem Winkel der restlichen Welt haben sie aber so oft und viel gespielt, dass sie auf ihrer kommenden Tournee hier ankommen und dann abräumen werden wie alte Hasen."
 
In ihren zwei Heimaten (Sänger Terry kommt aus Newcastle, Australien, der Rest aus Deutschland, Europa) sind ShamPain "praktisch überall aufgetreten, wo es eine Steckdose gibt". Das ist nicht nur so dahingesagt: Als das erste Album, "(Putting Yourself) On The Line", im Kasten war, "hatten wir die ganzen Clubs und Klitschen schon so oft gesehen, uns mit den Wirten und Besitzern so oft geschlagen, dass wir uns zum Promoten des Albums was ganz anderes einfallen ließen: Wir spielten in Parkhäusern. Und zwar plugged-in und im Stehen", lacht Lead-Vocalist Terry.
 
Das Umfeld stimmt, die Zeit ist reif, und ShamPain rocken. Bleibt zu hoffen, dass die Musik bei dem ganzen Marketingrummel nicht untergeht - denn sie ist vom Feinsten.